Der RC Isar ist zwar einer der kleinsten Vereine, aber das hinderte uns nicht daran, eine Woche nach dem Indoor-Cup auch Gastgeber der BRV-Vorsitzendentagung zu sein. Mit einer Bootshausführung konnten wir dabei leider noch nicht aufwarten, aber BRV-Vorsitzender Alexander Dingeldey freute sich in seiner Begrüßung, dass in Niederpöring wieder einen neuen Standort für den Rudersport entstanden ist.
Der Gegner aller Rudervereine ist nicht der Fußball, sondern die Playstation, die es den Vereinen erschwert, Kinder und Jugendliche zum Sport zu bringen. Ein Einstieg in den Sport in jungen Jahren ist aber wichtig, auch um vielfältige Erfahrungen zu sammeln. Vereine sind der Kitt der Gesellschaft in den Gemeinden. Manchmal ist die Vereinsarbeit zwar frustrierend, aber Sportler sind ja das Kämpfen gewöhnt und bleiben zum Glück trotzdem dabei.
Die heutige Tagung, so Alexander Dingeldey, bringt keine Beschlüsse. Es soll vielmehr offen diskutiert werden, um Lösungen zu finden und Mißverständnisse, die zuweilen im Mailverkehr entstehen, zu vermeiden.
Der Vormittag stand im Zeichen der Berichte und Informationen aus dem BRV und dem DRV zu folgenden Themen:
Zahlen: Mitglieder und Geld
Aktuell zählt der Bayerische Ruderverband 10.300 Mitglieder. Im Hinblick auf die Sportförderrichtlinien darf diese Zahl auf keinen Fall unter die Grenze von 10.000 Mitgliedern fallen, weil es dann weniger Geld gibt. Die Mitgliederentwicklung ist derzeit zum Glück leicht positiv, wenngleich zwischen den größten Vereinen mit rund 700, 600 oder 400 und uns mit einer gerade mal zweistelligen Mitgliederzahl Welten liegen.
Beim Thema Geld bitten sowohl der DRV als auch der BRV die Vereine, ihnen ein Lastschriftmandat für den Einzug der Beiträge zu erteilen.
Der Bayerische Ruderverband hat sein ganzes Gewicht mit 3 Vetretern bei den Sitzungen der 57 Bayerischen Sportfachverbände in die Waagschale um die Förderrichtlinien geworfen. Details zum Verteilerschlüssel werden noch zur Verfügung gestellt.
Die Kosten steigen leider auch im Rudersport, konkret im LZM. Die Mehrkosten liegen bei 33-40%. Trotzdem bleiben die Eigenbeteiligungen und auch der Verbandsbeitrag unverändert.
Situation im deutschen Sport
Seit 2016 hat sich im deutschen Sport sehr viel geändert. Alexander Dingeldey meinte damit sowohl den DOSB als auch den DRV. Das politische ZIel sind Olympiasieger, während der DRV olympisch bleiben will. Dort wird sich aber auch einiges verändern, angefangen von der neuen Disziplin Coastal (mit WM und EM schon 2024) über eine Regattastrecke mit nur 1.500 m bei den nächsten Olympischen Spielen in LA bis zur Besetzung der Achter aus den Teilnehmern aller anderen Bootsklassen.
Dingeldey attestiert Bayern aber immerhin noch eine gesunde Sportlandschaft.
Ausbildung
Hier gibt es eine gute Zusammenarbeit mit den Vereinen. Verbesserungsmöglichkeiten gibt es allerdings noch im Online-Bereich, der in einem Flächenstaat wie Bayern immer wieder nötig wird.
Ärztliche Untersuchung
In einer Studie wurde festgestellt, dass es durchaus Jugendlichen zwischen 14 und 18 Jahren mit gesundheitlichen Problemen gibt, die für ihre Trainer nicht erkennbar sind. Erschwerend kommt dazu, dass die Kostenübernahme für die Sportärztliche Untersuchung von den Krankenkassen sehr unterschiedlich gehandhabt wird. Hier sollen Trainer Unterstützung in Form von Tipps und Übungen erhalten.
Spitzenförderung in Bayern
Bayerische Ruderer im Bundeskader können sich um eine Ausbildung bei der Polizei bewerben. Die Ausbildung umfasst 4 Monate, während 8 Monate für das Training zur Verfügung stehen. In vielen Sportarten wird diese Möglichkeit genutzt, beim Rudern war es bislang nur Marie-Sophie Zeidler. Andere könnten aber folgen.
Referentenposten zu besetzen
Während manchen Vereinen Übungsleiter fehlen, sind beim BRV einige Positionen neu zu besetzen, z.B. der Bereich Aus- und Weiterbildung. Der Verband freut sich über Hinweise auf mögliche Kandidaten, die ihr Know-How und Engagement einbringen möchten, will aber natürlich niemanden aus der Vereinsarbeit abwerben.
Coastal Rowing
Das Thema ist da und wird sicher seine Interessenten finden. Natürlich sind andere Boote, eine andere Ausbildung und ein verändertes Training nötig. Die Zielgruppe sind derzeit erfahrene Ruderer.
Ergometer-Rudern
Diese von vielen so gehasste Disziplin könnte 2030 olympisch werden. Einen entsprechenden Winter-Wettkampf wird es bei Jugend trainiert für Olympia geben.
Bericht der Landestrainerin
Auch in ihrem Bereich gab es durch den DOSB einige Veränderungen. Im Mittelpunkt des Vortrags von Inga Rose standen die Kriterien, die „Erfüller“ erfüllen müssen und ihr Einfluss auf Leistungspunkte, die wiederum an die Höhe von Fördermitteln gekoppelt sind.
Erfüller müssen folgende Leistungen erbringen:
- Langstreckenregatta über 5.000m im Einer mit 24 Schlägen/Minute
- Ergotest bei einer offiziellen Veranstaltung oder beim Lehrgang in der Maximalzeit der Altersklasse, z.B. 1.500 m für Junioren B unter 5:22 Min bzw. für Juniorinnen B unter 6:09 Min
- Athletiktest aus 10 Übungen zu Rumpfkraft, Agilität, Sprungkraft und Ausdauer plus 3.000m-Lauf, bei dem mindestens 30 Punkte erreicht werden müssen
Der Athletiktest wird derzeit beim Faschings- und Osterlehrgang abgenommen. Die Übungen sind bekannt, werden im Herbst an die Vereine gesendet und können bis zum Test geübt werden. Die Bewertungskriterien sind allerdings nur dem Bundestrainer bekannt, der die Auswertung vornimmt und die Punktzahl an die Landestrainer meldet. Der Test darf von der Landestrainerin abgenommen werden, die weitere Trainer dafür ermächtigen kann. Der Test dauert für einen Teilnehmer ca. 2 Stunden, so dass bei 40 Teilnehmern ein ganzer Nachmittag eingeplant werden muss. Ein dezentraler Athletiktest ist möglich und kann bei ausreichend Interesse mit dem BRV abgestimmt werden.
Alle Erfüller gelten als bayerische Kaderathleten und müssen nur ein reduziertes Lehrgangsgeld von 13€ pro Tag entrichten.
Die bundeseinheitlichen Landeskaderkriterien sind aber noch strenger. So wird die Maximalzeit für den Ergotest nach Jahrgängen unterteilt, so dass im 2. Jahr einer Altersklasse schnellere Zeiten erreicht werden müssen als im 1. Jahr. Dazu kommen verschiedene weitere Möglichkeiten, sich zu empfehlen, z.B.
- Erfolg bei der Deutschen Jugendmeisterschaft
- eine Ergo-Zeit unter 5:40 für Juniorinnen B
- eine gute Platzierung (nicht der letzte Platz) bei der Langstreckenregatta
- sowie die Körpergröße, da größere Ruderer erfahrungsgemäß mehr Chancen haben – wenngleich hier wie überall Ausnahmen die Regel bestätigen
Neben der Förderung von Talente mit Spitzenleistungen gibt es beim BRV aber auch eine Talentförderung, die ohne Ergo-Werte greift, wenn ein Jugendlicher bei der Langstrecke mindestens den 3. Platz belegt oder bei der DJM ein gutes Ergebnis erzielt.
Die Ziele sind
- einen möglichst großen Stamm an B-Junioren zu bekommen, aus denen die Spitze weiter gefördert wird
- starke A-Junioren aufzubauen und
- auf neue Umstände reagieren zu können.
Bei den DJM sollen 2024 60 Personen-Medaillen nach Bayern gehen und über 100 Teilnehmer aus bayerischen Vereinen am Start sein. Langfristig werden 70 Personen-Medaillen angestrebt. Auch eine kleine Dropout-Quote beim Übergang von der B- zur A-Juniorenklasse wird angestrebt.
Förderwürdig ist zudem die 2. Leistungsebene, die zwar keine Medaillenchancen hat, aber ein gutes B-Finale auf der DJM absolviert. Und Mädchen sollen besonders unterstützt werden.
Als Leistungssportverein gilt ein Verein, der mindestens 1 Teilnehmer bei der Deutschen Meisterschaft stellt. 2023 galt das in Bayern für 18 Vereine. Diese Zahl soll auf 20 Vereine erhöht werden.
Wer nach Gewinn einer Medaille bei der DJM von der Teilnahme an der U19-WM träumt, muss folgende Leistungen nach den Regeln des DRV erfüllen:
- 2 Mal im Jahr Teilnahme an einer Testbatterie mit
- Krafttest
- 2 x 100 m Ergo
- 3.000 m-Lauf
- 5.000 m Ergo
- 2.000 m Ergo
- Teilnahme an DRV-Maßnahmen, z.B. in der Regionalgruppe Süd für Riemenboote
Deutsches Wanderrudertreffen
Es findet 2024 in Regensburg statt. Ob die Anmeldung über SAMS erfolgt oder nicht, konnte nicht geklärt werden. Jedenfalls sind alle Vereine herzlich zur Teilnahme eingeladen.
Historischer Arbeitskreis
Auch so etwas gibt es, und hier wurde die enorme Arbeit geleistet, rund 2.500 Seiten Festschriften und Protokolle ab 1882 einzuscannen. Aus diesem Fundus darf sich jeder Informationen für sein Jubiläum ziehen. Der Arbeitskreis beschäftigt sich zudem mit der NS-Vergangenheit mit dem Niedersächsischen Institut für Sportgeschichte.
DRV-Finanzen
Der Deutsche Ruderverband verfügt über einen Haushalt von 9,6 Mio Euro. 6,3 Mio Euro kommen dabei von öffentlichen Stellen wie dem BMI. Die Mitgliedsbeiträge bringen 1,1 Mio Euro in die Kasse.
Einen größen Ausgabeposten verursachen die Personalkosten, wo es starke Tariferhöhungen gab und wo allein die Sozialabgaben mit 1/3 zu Buche schlagen. Beim Leistungssport zählt der DRV zu einem der bestgeförderten Verbände. Der letzte Rudertag 23 in Hannover war mit Kosten von 45.000 Euro vergleichsweise günstig.
Im Raum stehen sowohl eine Erhöhung des Mitgliedsbeitrags als auch eine jährliche Gebühr von 10 Euro zur Freischaltung des Aktivenpasses. Beide Themen wurden intensiv diskutiert, bevor es in die Mittagspause ging.
Nachmittagsvorträge
Am Nachmittag standen zwei Vorträge auf dem Programm. Alexander Dingeldey hatte schon am Morgen angekündigt, dass sein Vortrag zur Nachhaltigkeit polarisieren würde. Heftige Reaktionen sind dann aber doch ausgeblieben. Vielleicht wirken seine Ausführungen aber in den Köpfen nach, denn Themen wie Bootstransport oder Umbaumaßnahmen an Gebäuden treffen den einen oder anderen Verein früher oder später sicher.
Der BRV Referent Umwelt und Ruderreviere Ludwig Martin Büttner stellte anschließend das Thema Klimawandel und Starkregen an Hand eines Modellversuchs vor. Außerdem berichtete er über die Entstehung der Bayerischen Wassersportkommission.
Zum Abschluss der Veranstaltung gab es nochmal die Gelegenheit, über verschiedene Themen zu diskutieren. Im Vordergrund stand hier das Schulrudern, wo aber unterschiedliche Meinungen im Raum stehen blieben, ob die Einführung des Renn-Doppelzweiers sinnvoll ist oder nicht.
Kurz nach 16 Uhr wurde die Tagung offiziell beendet, und die Teilnehmer machten sich auf ihre mehr oder weniger lange Heimreise.
Wir bedanken uns bei Josef Lang, der uns die Fotos zur Verfügung gestellt hat.
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